Verfall und Ende des anthropozentrischen Weltbildes

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Dieser Sommer der Extreme hat uns mit epochalen Naturereignissen heimgesucht. In Bern sahen wir die Sonne in den letzten Wochen immer nur für Momente, Tageshöchstwerte unter 18° C waren in diesem Juli keine Seltenheit. Das riesige Tief über Europa drehte sich auf der Stelle und saugte wohl unaufhörlich Luftfeuchtigkeit aus dem Mittelmeer-Raum an, die es dann über uns abregnen liess. Luzern stand teilweise unter Wasser, Bern war bis vor kurzem akut bedroht. Schlimmer ist die Situation in Deutschland, wo in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen binnen 24 Stunden bis zu 163 Liter/m² fielen, was Bäche und Flüsse in rohe Naturgewalten verwandelte, die es dort so wohl noch nie gegeben hatte. Die Wassermassen rissen Häuser und Brücken fort, machten ganze Dörfer dem Erdboden gleich. Aus den Spuren der Verwüstung wurden schon über 150 Todesopfer geborgen, viele Menschen werden noch vermisst. Unter einem ähnlichen Schicksal leiden auch andere Regionen der Erde, in denen wochen- und monatelang auf der Stelle rotierende Hochs die Luft auf bis zu 56° erhitzen und verheerende Brände auslösen. Die Temperaturen sind so extrem, dass das Wasser aus den Löschflugzeugen verdunstet, bevor es auf die Flammen trifft. Die Anzahl der nachweislichen Hitzetoten nimmt weltweit signifikant zu.

Dem Wasser kommt im Oekosystem unserer Erde eine zentrale Bedeutung zu: es entscheidet über Leben und Tod. Das begreifen – oft auf brutale Weise – immer mehr Menschen, seitdem eben dieses Oekosystem aus dem Gleichwicht geraten ist. Sowohl die langen Perioden extremer Trockenheit als auch Dauerregen, Hagel und wochenlange Überschwemmungen haben einen Grossteil der Ernten vernichtet. Lebensmittel werden nun definitiv knapper und teurer, ja für die Menschen in den ärmeren Teilen der Welt unbezahlbar. Und die riesigen Waldflächen, von denen in Australien, Kanada, Kalifornien nur noch Asche und Feinstaub übrigblieben, geben uns vor allem eines zu verstehen: oft können sich solche Ereignisse nicht mehr wiederholen. Jetzt geht es um unsere Lebensgrundlagen, nicht mehr nur um die tragische Vernichtung einiger menschlicher Existenzen, steigende Kosten, sinkenden Wohlstand und geringere Lebensqualität. Wenn die Ursachen der Brände und der Sintfluten nicht schnell bekämpft werden, wenn die Auswirkungen des Klimawandels nicht schnell zurückgedrängt werden können, werden ganz sicher grosse Teile der Erde unbewohnbar werden, mit allen tragischen Konsequenzen.

Politiker, die jahrzehntelang die Warnungen der Wissenschaft ignoriert haben, können nun nicht mehr hoffen, im Wahlkampf davon zu profitieren, wenn sie sich in Katastrophengebieten als Retter in der Not inszenieren und medienwirksam eine Betroffenheit und ein Mitgefühl vortragen, die ihnen niemand mehr abnimmt. Sie wissen selbst am besten, dass sie mit ihrer gescheiterten Klientelpolitik für die aktuellen Ereignisse mitverantwortlich sind.

Die politischen Versäumnisse im Hinblick auf den Schutz von Natur und Umwelt, aber auch unser aller verschwenderischer Umgang mit den endlichen Ressourcen der Erde, sind Ausdruck und Ergebnis eines Weltbildes, bei dem der Mensch sich als Mittelpunkt des Universums versteht. Milliarden Selfies bezeugen diese egozentrische Sichtweise, die sich nur konsequent in egoistischem Verhalten fortsetzt.

Im anthropozentrischen Weltbild glaubt der Mensch, die Natur weitgehend im Griff zu haben. Er hält sich für einen Macher, den nichts und niemand aufhalten kann. Grenzen des Machbaren oder Grenzen des Wachstums gibt es für ihn nicht… wie es seit 1924 auch das Motto der Olympischen Spiele suggeriert: citius, altius, fortius (schneller, höher, stärker).

Inzwischen hat dieses anthropozentrische Weltbild jedoch nicht nur Risse bekommen, sondern steuert geradewegs auf sein historisches Ende zu. Ihm wird wohl so oder so nur eine relativ kurze Rolle in der Geschichte der Menschheit beschieden sein. Doch wie ist es überhaupt entstanden? Waren sein Verfall und sein Ende vorgezeichnet? Und was kommt danach, sollte sein Ende nicht mit dem Aussterben der Menschheit zusammenfallen?

Vor dem Aufstieg zum Mittelpunkt der Welt war der Mensch im christlichen Abendland eine eher unbedeutende Kreatur, deren Dasein auf der Erde jederzeit zu enden drohte… mit der angekündigten und – fast – jeden Moment erwarteten Ankunft des Messias. Die Zukunft stellte man sich – in der Sprache der modernen Physik – als Raum-Zeit-Kontinuum vor: als himmlisches Paradies oder als Hölle ewiger Qualen. Längerfristige Planungen und Vorratshaltung machten bei diesen Aussichten gar keinen Sinn. Man betrieb Subsistenzwirtschaft, die das Überleben auf der Erde sicherstellen sollte, mehr nicht. Erste 'kapitalistische' Versuche, Tagelöhner angesichts drohender Unwetter mit höheren Löhnen zu grösseren Leistungen bei der Ernte zu motivieren, schlugen übrigens fehl. Denn in der Logik dieser Wirtschaftsform bedeutete mehr Lohn weniger Arbeit, auf gar keinen Fall zusätzliche Anstrengungen oder längere Arbeitszeiten. Wie die Zeiten sich doch geändert haben…

Gott war der allmächtige Mittelpunkt eines theozentrischen Weltbildes, das über die christlichen Kirchen verbreitet und mit Hilfe von Moral durchgesetzt wurde, bis zu seiner langsamen Auflösung… u. a. durch Erfindungen und Entdeckungen, die zu neuen Erkenntnissen führten, welche das Weltbild langsam aus den Angeln hoben und die Autorität der Kirche massiv unterminierten. Zwar versuchte die Kirche, solche Entwicklungen gewaltsam zu unterdrücken und schreckte dabei auch vor Folter und Mord nicht zurück, doch sie waren nicht aufzuhalten.

Philosophen und Mathematiker wie René Descartes oder Gottfried Wilhelm Leibniz versuchten im XVII. Jahrhundert noch, die Existenz Gottes zu beweisen, um ein Weltbild zu retten, das bis dahin alle Lebensbereiche bis hinein in die Künste beherrschte. Doch mit der Frage 'Was wäre, wenn es Gott nicht gäbe?', die jeden Gottesbeweis einleitete, sickerte die Idee, Gott sei vielleicht doch nur erfunden, in das Denken ein und veränderte die Wahrnehmung. Astrologen wie Nostradamus – oder sein Vorbild Richard Roussat – sorgten bereits im XVI. Jahrhundert für eine Entlastung vom ständigen psychischen Druck endzeitlicher Erwartungen, indem sie in ihren Prophetien den genauen Zeitpunkt des Weltendes ermittelten, den sie – ganz schön clever – gleich um viele Jahrhunderte in die Zukunft verschoben. So schufen sie im christlichen Abendland erstmals einen Zukunftsraum auf der Erde, den es zu planen und zu gestalten galt.

Das war zugleich der Beginn sozialer und wirtschaftlicher Entwicklungen, in denen sich der aus der Lethargie erwachte Mensch zunehmend als Subjekt seiner Handlungen begriff, das sich immer mehr von Gott emanzipierte und in der Europäischen Aufklärung sogar aktiv gegen den Klerus wandte. Den Endpunkt bildete Voltaire's Aufruf Écrasez l'infâme! (Zerstört die Niederträchtige!), der gegen die Religion und gegen die Kirche gerichtet war.

Geradezu befreiend waren die Trennung von Kirche und Staat sowie die Überwindung der allzu starren Ständegesellschaft. Moral wurde zur Privatsache erklärt und war nicht mehr der Massstab aller Handlungen, was die wirtschaftliche Entwicklung zusehr behindert und beschränkt hatte (!). Die Justiz wurde unter Napoleon 1810 auf Positives Recht gegründet. Dadurch ging es auch im Bereich der Rechtsprechung nicht mehr um moralische Prinzipien, sondern nur noch um die Anwendung und Einhaltung von Gesetzen, die durch menschliche Entscheidung in Kraft und auch wieder ausser Kraft gesetzt werden konnten. Das Positive Recht gilt heute noch, und der offizielle staatliche Verzicht auf eine Beurteilung menschlicher Handlungen nach moralischen Kriterien hat zusammen mit dem technologischen Fortschritt erst die Handlungsspielräume eröffnet, die Menschen enthemmt und entfesselt haben…

Die vier industriellen Revolutionen, die – seit dem frühen XIX. Jahrhundert – durch die Erfindung und Nutzung der Dampfmaschine, der Elektrizität, des Computers und der Digitalisierung ausgelöst wurden, haben dem Menschen die technischen Hilfsmittel an die Hand gegeben, um sich wie ein Gott zu fühlen… Vor allem die Digitalisierung vermittelt den – trügerischen – Eindruck, der Mensch sei nun allgegenwärtig, allwissend, allmächtig… und besitze damit genau die Eigenschaften, welche im Christentum zuvor nur Gott zugeschrieben wurden. Die Antwort auf Warum-Fragen lautet immer häufiger: Weil ich es kann. Bis hin zum gerade einsetzenden Weltraum-Tourismus, der sich einer Art pubertären Kräftemessens unter Superreichen verdankt, die sinnlos Milliarden verpulvern und dafür auch noch bewundert werden wollen, während das Geld dringend benötigt würde, um den Hunger von bis zu 810 Millionen Menschen in der Welt zu lindern und zu beseitigen. An solchen Exzessen werden die Nachteile sichtbar, die sich aus der Privatisierung der Moral ergeben haben… und diese Nachteile wiegen mittlerweile schwerer als die Vorteile, wie man auch an der Umweltzerstörung sieht.

Zwar geben sich Unternehmen inzwischen sogenannte Compliance-Regeln und lassen sich Regierungen von Ethikräten beraten, um die schlimmsten Verwerfungen aus moralischer Sicht abzufangen, doch sie haben eher eine Feigenblatt-Funktion, denn Streitfragen werden letztlich von Gerichten entschieden… auf der Basis Positiven Rechts.

Der skrupellose, entfesselte Mensch, der machtbesessen und gierig nur seine eigenen Interessen verfolgt und durch den Zugang zu Möglichkeiten der Ausbeutung mehr Kapital anhäuft, als er je ausgeben kann, nur weil er es kann, wird durch die technologischen Errungenschaften des Computers und der Digitalisierung in die Lage versetzt, seine Machenschaften exponentiell zu steigern. Er kann dabei auf gigantische Vermögensverwalter wie BlackRock und global tätige Wirtschaftsprüfungkonzerne wie PwC oder EY zurückgreifen, die Steuerschlupflöcher und sonstige Gesetzeslücken für ihn finden. Zum Nachteil der Länder, in denen seine Konzerne Umsätze in Milliardenhöhe erzielen, aber keine nennenswerten Steuern zahlen, wie etwa Amazon, Apple, Microsoft und Google. Dieser schönen neuen Welt werde ich demnächst einen eigenen Beitrag widmen, in dem ich einige der krassesten Fälle zusammenstellen und mit ihren Auswirkungen konfrontieren werde.

Wenn menschliche Handlungen nicht mehr moralisch codiert – und dadurch nicht mehr auf moralisch gute Handlungen eingeschränkt – sind und wenn technologische Errungenschaften gigantische Handlungsspielräume eröffnen, dann können Menschen Macht auf sich konzentrieren, die existentiell bedrohliche Ausmasse annimmt. Dann kann – etwa – ein Banker Milliarden verzocken und seine Bank samt deren Gläubigern in den Abgrund stürzen.

Im anthropozentrischen Weltbild nimmt der Profit inzwischen eine – wenn nicht die – zentrale Stelle ein. Was nicht profitabel oder rentabel ist, besitzt keinen Wert mehr und wird vernichtet, wie die Warenrücksendungen bei Amazon. Profit als ausschlaggebendes Kriterium des Denkens und Handelns hat letzten Endes auch den ökologischen Wahnsinn entfacht, dem wir den Klimawandel verdanken, der uns nun – offensichtlich viel früher als erhofft – die Rechnung präsentiert und zugleich in die Schranken weist. Was nützen Billionen, Milliarden und Millionen, wenn deren sinnlose und rücksichtslose Akkumulation dazu führt, dass die Handlungsspielräume für die Menschheit immer enger und die Lebensräume zerstört werden?

Es geht also nicht mehr nur um Klimaschutz, den wir so lange aufgeschoben haben und nun ganz dringend nachholen müssen, was uns – und vor allem die nachfolgenden Generationen – sehr teuer zu stehen kommen wird. Berechnungen zufolge kostet jeder nicht in den Klimaschutz investierte Euro durch die entstehenden Schäden bis zu elf Euro. Ohne Rückkehr zu einer sozialen Marktwirtschaft, wie sie in Deutschland schon einmal auf einem guten Weg war, ohne komplette Abkehr vom neoliberalen Raubtierkapitalismus, wie es Unternehmen wie Ecosia oder Wildplastic vormachen, die sich dem Konzept einer Purpose Economy verpflichten, bleiben alle Klimaschutzmassnahmen im Endeffekt wirkungslos. Die gesamte Art des Wirtschaftens und des Zusammenlebens muss geändert werden, sonst bedeutet das Ende des anthropozentrischen Weltbildes auch das Ende der Menschheit.

Wir wissen sogar schon, wie das neue Weltbild aussehen muss, das unserem Überleben vielleicht noch eine Chance geben wird. Es muss ein Weltbild sein, bei dem die Natur im Mittelpunkt steht, bei dem der Mensch sich zwischen Tieren und Pflanzen einreiht und so verhält, dass er der Natur unter dem Strich mehr nützt als schadet. Das Überkonsumieren der Ressourcen muss komplett gestoppt werden. Das ganze Wirtschafts- und Finanzsystem muss neu ausgerichtet werden, ökologisch nachhaltig und vor allem sozial gerecht. Und wenn die Digitalisierung – was als sicher gilt – eine breite Schneise der Verwüstung in der Arbeitswelt anrichten wird, weil auch dort vieles nur gemacht wird, weil man es kann, für ein wenig mehr Profit und ohne Rücksicht auf die Verluste anderer, dann werden wir ganz sicher um ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht mehr herumkommen. Alle Massnahmen müssen künftig in einer Gesellschaft konvergieren, in der Egoismus die Ausnahme und Gemeinsinn die Regel ist. Einzelne Menschen oder Konzerne dürfen nie wieder soviel Macht besitzen (oder erlangen können), dass sie Schäden anrichten können, für die sie niemals auch nur annähernd haften können. Die Exzesse dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch enorm viel Gemeinsinn in der Gesellschaft vorhanden ist. Das zeigt gerade die grosse Bereitschaft in Deutschland, den Opfern der Flutkatastrophe mit Spenden und direkter Unterstützung vor Ort zu helfen… ein echter Lichtblick…

Und um nicht missverstanden zu werden: ein Weltbild mit der Natur als Mittelpunkt hat nichts mit Esoterik zu tun, sondern basiert auf Vernunft und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Das Umarmen von Bäumen mag Menschen etwas bringen, den Bäumen vermutlich eher nicht. Es geht jetzt – und künftig – aber vor allem um die Bäume. Wir brauchen einen echten Paradigmenwechsel im Sinne von Thomas Kuhn. Wir müssen nun umfassend alles aus einer neuen Perspektive denken und betrachten, die unser künftiges Verhalten bestimmen und stark verändern wird. Das anthropozentrische Weltbild hat selbstzerstörerische Kräfte hervorgebracht und gefördert, die das Zeitalter des Menschen, das Anthropozän, vielleicht schon bald beenden werden, wenn wir ihnen nicht Einhalt gebieten.

Das neue Weltbild hat auch nichts mit Religionsersatz zu tun, wie in der Romantik, als vor allem europäische Künstler wie Caspar David Friedrich oder Percy Shelley in die Natur hinauszogen und auf die Gipfel der Alpen kletterten, um das Sublime, das Erhabene zu entdecken. Sie wollten Epiphanien erleben… Offenbarungen des Göttlichen in der Natur… denn sie waren – nach dem Todesstoss für das theozentrische Weltbild durch die Philosophen der Europäischen Aufklärung – auf einer Sinnsuche. Dieser spezielle Weg wurde aber schnell wieder verworfen…

Ein Weltbild mit der Natur als Mittelpunkt räumt der Natur den Stellenwert ein, der ihr aufgrund rationaler Argumente gebührt. Das Interesse an der Natur, auch der menschlichen Natur, hat in den letzten Jahren stark zugenommen, wie der Boom der Natur- und Tierfilme zeigt. Fast jeder kennt heute Dokumentarfilmer wie Dirk Steffens oder Andreas Kieling. Das tolle Angebot, etwa von Terra X oder Universum, führt uns zugleich vor Augen, wie wenig wir bisher über die Natur wissen… Auch in der Stadtplanung kam sie lange Zeit nicht vor, was sich inzwischen geändert hat. Man hat – auch in Schweizer Städten – die Plätze wiederendeckt und damit begonnen, sie zu begrünen und in Orte der Begegnung umzugestalten, an denen man gerne verweilt. Viele Menschen kaufen nun auch direkt bei Bauern ein, entdecken Obst und Gemüse für sich neu als Produkte der Natur. Sie verstehen auf einmal die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs 'Lebensmittel'. Urban Gardening wäre ein weiteres Beispiel. Für einige von uns greift also schon das neue Weltbild… Hoffentlich können wir dem neuen, nachhaltig-ökologischen Denken und Handeln auch weltweit zum Durchbruch verhelfen, ehe es zu spät ist. Das wird allerdings nur über Einsicht gehen, über wahrlich im Überfluss vorhandene gute Argumente, nicht über einen leider noch häufig anzutreffenden ideologisch verhärteten Fundamentalismus, bei dem arrogante Besserwisser lieber erfolglos von oben herab missionieren und indoktrinieren, anstatt auf Augenhöhe zu informieren und mit wissenschaftlich gesicherten Argumenten zu überzeugen. Und Politik muss dazu endlich die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen… mit vielen Anreizen und möglichst wenigen Verboten…

Dieser Beitrag konnte nur die grossen Linien der geschichtlichen Entwicklung nachzeichnen. Er sollte trotzdem verdeutlichen, dass globales Denken und lokales Handeln ab sofort das Gebot der Stunde sind, um uns selbst zu retten. Die Erde braucht den Menschen nicht… im Gegenteil: sie ist gerade dabei, ihren schlimmsten Parasiten mit aller Naturgewalt abzuschütteln… Uns steht also nicht weniger als eine Wende bevor, die in ihren Auswirkungen für den Menschen der Kopernikanischen Wende vergleichbar sein wird, welche bekanntlich mit dem geozentrischen Weltbild aufräumte, das die Erde für den Mittelpunkt des Universums hielt…

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21.07.2021: Die heutige Folge von Markus Lanz war ein gelungener Anschauungsunterricht, wie ernsthafte Klimaschutzpolitik aussehen kann, von der man schnelle, belastbare Ergebnisse erwarten darf, und wie sich Klimaschutzpolitik anfühlt, die über hohle Phrasen nicht hinauskommt. Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer (25), eine der Protagonistinnen von Fridays for Future, betonte in der Diskussion eindringlich immer wieder den Zeitdruck beim Klimaschutz, während Zahlen, Fakten und Zusammenhänge aus wissenschaftliche Studien nur so aus ihr heraussprudelten. Die gleichaltrige Wiebke Winter, die erstmals für den Bundestag kandidiert und in der CDU eine Klima-Union mitgegründet hat, um den Klimaschutz voranzubringen, wiederholte – im Wahlkampfmodus – bloss Allgemeinplätze, die weder einen konkreten Aktionsplan, noch sachliche Argumente, noch fundiertes Fachwissen erkennen liessen. Sie wirkte darin so alt wie Kanzlerkandidat Armin Laschet, dessen Politik sie ausdrücklich verteidigte und der auch ein Meister des Formulierens von Zielen ist, ohne konkret zu werden, wie diese Ziele erreicht werden können und sollen. Solche Debatten haben das Potential, die Grünen doch noch als die Partei für die Lösung der drängenden Probleme zu profilieren. Die Verfehlungen der Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (Plagiate, Verletzung von Meldepflichten) haben zwar ihrer Glaubwürdigkeit geschadet, woraus der politische Gegner immer noch bei jeder sich bietenden Gelegenheit Kapital zu schlagen versucht, doch ein Schlagabtausch wie zwischen den beiden 25jährigen Frauen berechtigt die Grünen zu der Hoffnung, dass sie den dringend benötigten Wechsel und Neuanfang doch noch hinbekommen, weil sichtbar wird, wer über Sachkompetenz verfügt – und wer nicht. Mit Wahlprogrammen, in denen nur unverbindliche Absichtserklärungen und vage Ziele, ohne konkrete Pläne für die Umsetzung, zu finden sind, wird vermutlich keine Partei und kein Kandidat mehr durchkommen… schon gar nicht beim Klimaschutz…